Historische Trouvaille

«Verzeichniss des Wirthschafts-Inventars im Kurhaus Baden»

Das Kurhaus Baden strebte auch in seinem Innern einen gehobenen Stil an. Pächterinnen und Pächter mussten sich beispielsweise verpflichteten, die Gastwirtschaft «auf der Basis eines Restaurants I. Classe in Küche, Keller & Bedienung» zu führen. Die überlieferten Inventare mit Listen von Möbelstücken, Einrichtungsgegenständen und Ausstattungen zeigen auf, wie dieser Anspruch eingelöst wurde.

Fürs gesellige Beisammensein: Tische und Stühle, Billard und Klavier

Die Möbel im Restaurant waren aus hellpoliertem Kirschbaumholz. Neben einem Buffet gab es mehrere grosse Tische, ausserdem 14 kleinere Spieltische und 90 Stuttgarter Stühle mit Rohrgeflecht. Zwei Billards mit 24 Queues und ein Konzertpiano dienten den Gästen zur Unterhaltung.

Zeitungen und Zeitschriften aus Nah und Fern als Tor zur Welt

Das Lesezimmer war mit Möbeln aus poliertem Nussbaumholz ausgestattet: grosse und kleine Tische, zirka 30 Stühle und zwei, drei Canapés mit Rückenlehnen aus Rohrgeflecht.
Es lagen Dutzende von Zeitungen aus allen Landesteilen und verschiedenen europäischen Städten auf, die täglich frisch angeliefert wurden: vom Badener bis zum Berliner Tagblatt, vom Journal de Genève bis zur Times.

Polstermöbel für gemütliche Plauderrunden unter Frauen

Die Sitzmöbel im Damensalon waren gepolstert und mit Stoff überzogen. Sie bestanden aus schwarzgebeiztem Birnbaumholz – das Ebenholz imitieren sollte – und waren teilweise vergoldet. Der Bezugsstoff war «feinster blauer Cachemir mit Seidenwirkerei».
Frauen, auch Alleinreisende, waren eine wichtige Gästegruppe für den Kurbetrieb. Sie bekamen eigene Räume. Ursprünglich waren zwei Zimmer im Nordflügel nur für Frauen bestimmt; das mittlere wurde jedoch 1887 zum Standort für den Glücksspielapparat umfunktioniert.

Nervenkitzel beim Indoor-Pferderennen

Seit 1888 hat das Kurhaus Baden einen eigenen Glücksspielapparat, das sogenannte Rösslispiel. Der Spielbetrieb erwies sich als sehr lukrativ, trotz Einschränkungen bei den Spielzeiten. 1908 kam es zur Umstellung auf das Boulespiel, 1911 wurde der Spielsaal durch Entfernung der Trennwand zum früheren Damensalon vergrössert.

Der Rösslispielapparat war das teuerste Einzelobjekt im Kurhaus, er stand mit 1500 Franken im Inventar. Zum Vergleich: Das entsprach dem guten Jahreseinkommen eines Arbeiters.

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