Historische Trouvaille
Kurkapelle als Zentrum der Musik
Vor 150 Jahren trat die Kurkapelle während der Kur-Saison zweimal täglich auf. Dieses Jahr feiert die «Neue Kurkapelle Baden» ihr 5-jähriges Jubiläum. Frisch, witzig und zeitgemäss interpretiert das Ensemble das musikalische Erbe.

5 Jahre «Neue Kurkapelle Baden»
Mitten in der Corona-Pandemie realisierten Jonas Ehrler und Greogor Loepfe ihre Vision: die Gründung eines professionellen Musikensembles, welches das kulturelle Erbe von Baden durch unerwartete und hochwertige Musikprojekte lebendig hält. Im Jubiläumsjahr «150 Jahre Kursaal» feiert die Neue Kurkapelle Baden nun bereits ihr fünfjähriges Bestehen. Als Hauptprojektpartner lässt sie im Jubiläumsjahr die Kur-Vergangenheit musikalisch wiederaufleben: Frisch, modern und verspielt.
Bild: Die Neue Kurkapelle am Eröffnungsfeier «150 Jahre Kursaal» im Kurtheater Baden, 13. Mai 2025, @Claudia Breitschmid

Hauptattraktion Kurkapelle
In Baden wie auch in anderen Kurorten wie Bad Ragaz, Montreux oder Davos bildeten einst die bis zu zweimal täglich stattfindenden Konzerte das Highlight eines doch mitunter auch langweiligen Kuraufenthaltes. Gespielt wurde zuerst in den Bädern, auf dem Theaterplatz oder in Ennetbaden, ab 1875 dann im Kursaal. Ab den 1880er-Jahren fanden die Auftritte im neuen Musikpavillon statt. Die musikalische Qualität der Badener Kurkapelle war gut: Das Kurorchester habe «neben den Kapellen von Luzern, Montreux und Interlaken in der Schweiz keinen Rivalen», liest man im Fremdenblatt im Jahre 1900.
Illustration: Julien Gründisch, Baden

Glücksfall Arthur Möller
13 Jahre nach Eröffnung des Kursaals legte die Kurstadt Baden die Direktion von Kurkapelle und Theater zusammen. Damit dehnte sich das Repertoire auf Opernproduktionen aus, die mit voller Orchesterbesetzung vorgetragen wurden. In diesem Zusammenhang stand die Verpflichtung des neuen Kapellmeisters Arthur Möller (1863–1903). Er stammte aus Thüringen und kam gerade mal 25-jährig nach Baden. Innert kürzester Zeit avancierte er zum Publikumsliebling. Der «allverehrte, ausgezeichnete Direktor» sei ein liebenswürdiger, gewissenhafter Künstler und obendrein äusserst bescheiden, liest man in Leserbriefen.
Möller führte in Baden thematische Konzertabende ein und brachte auch selbst komponierte Stücke zur Aufführung. Ihm war es ein Anliegen, neben den beliebten Komponisten wie Beethoven, Johannes Strauss jun. oder Wagner immer auch wieder zeitgenössische Komponisten erklingen zu lassen.
Bild: Konzertprogramm vom 30. August 1891 mit der Uraufführung von Arthur Möllers selbst komponiertem Werk, in: Fremdenblatt 1891, @Stadtarchiv Baden

«Cursaal-Fanfare» – Das Stück zum Jubiläum 2025
Auch Jonas Ehrler, der künstlerische Leiter der Neuen Kurkapelle Baden, wagte sich für das Kursaal-Jubiläum an seine erste, eigene Komposition: Die «Cursaal-Fanfare». Der Titel des Stücks ist ebenso wie die «Neue Kurkapelle Baden» ein Titel mit selbstironischem Understatement. Er weckt Erwartungen – und bricht diese lustvoll. Was nicht zuletzt auf die spezielle Zusammenstellung des Orchesters mit Klarinette, Trompete, Posaune, Bratsche, Kontrabass und Harfe zurückzuführen ist.

Musik erzählt Geschichte
Jonas Ehrler erzählt in der «Cursaal-Fanfare» die 150-jährige Kursaal-Geschichte: Die einleitende Fanfare katapultiert die Zuhörer:innen quasi in der Zeit zurück, ferne Anklänge an die Römer und an die sprudelnden Quellen sind zu hören. Dann rast die Musik im Eiltempo durch die Geschichte des Kurorts Baden: die Einweihung des Casinos, die Belle Epoque und die Roaring Twenties blitzen auf, bis das musikalische Material sich verspielt und quasi bankrott geht, abstürzt und sich zu einem grellen Schluss aufrafft.
Der kurze Jingle aus der «Cursaal-Fanfare» vermag einen kleinen Eindruck des Jubiläumsstücks zu vermitteln.