Historische Trouvaille
«Kursaal» oder «Kurhaus» oder gar «Casino»?
Vor allem einer Sache hat er zu dienen: dem Vergnügen der Gäste. Der Kursaal heisst als Bautyp auch Kurhaus oder Casino. Auch in Baden trug er viele Namen.

Haus für das Vergnügen
Bern hat einen; Interlaken auch. Ebenso Bergün und die Lenzerheide: einen Kursaal respektive ein Kurhaus. Auch Casinos gibt es zahlreiche in der Schweiz. Conversationshaus hingegen findet sich keines mehr. Viele dieser Gebäude haben einen historischen Ursprung und dienten – und dienen häufig bis heute – derselben Funktion: dem Vergnügen der Gäste.
Bild: Der Badener Kursaal von der Ostseite 1875, @ETH gta

1810: der erste «Cursaal» in Deutschland
Der Kursaal – oder das Conversationshaus, das Casino – ist ein Bautyp. Im deutschsprachigen Raum wurden vor allem in touristischen Städten solche Häuser neu errichtet. Man wollte den Menschen eine Art Mehrzweckgebäude für Konzerte, Theater, Restaurants bieten. Der erste «Cursaal» im deutschsprachigen Raum eröffnete 1810 in Wiesbaden. Der Architekt Christian Zais orientierte sich dafür an antiken Vorbildern und an den Bauten des Renaissance-Architekten Andrea Palladio.
Bild: Kurhaus Wiesbaden um 1900, @Wiki

Später Start in der Schweiz
Auf den Bau in Wiesbaden folge 1824 die Kurhaus-Anlage in Baden-Baden. Zu diesen Anlagen gehörten neben dem Haus mit Restaurant, Lese- und Spielkabinetten immer auch ein Park für Spaziergänge – häufig mit Ententeichen. In der Schweiz setzte der Bau der Kursäle später ein. Der erste Schweizer Kursaal eröffnete 1859 in Interlaken, gefolgt von Bad Ragaz 1870. Nach Baden 1875 entstanden weitere, so in Montreux 1881 oder Luzern 1882.
Bild: Birkenpartie beim Teich um 1905, Werbebroschuere Baden, @Historisches Museum Baden

Die Kuppel verrät den Namen
Kursaal, Kurhaus, Casino, Conversationshaus: Für Baden findet man in den Quellen alle Begriffe. Gottfried Semper, der später die Oper in Dresden Bauen sollte und der an der ETH als Professor amtete, zeichnete schon 1866 einen Entwurf für ein Badener «Conversationshaus» mit Park. Die Aktiengesellschaft, den Bau des Badener Kursaals ermöglichte, hiess «Kurhausgesellschaft». Und auf der Kuppel, die den Bau von 1875 zierte, ist das Wort «Kurhaus» zu lesen. Erst im Verlauf der Zeit bürgerte sich der Name Kursaal ein – heute hingegen heisst das Haus meist «Casino».
Bild: Kuppel Moserbau mit Beschriftung «Kursaal» 1875, Zoom, @ETH gta